Damit aus diesen OZG-Standardsoftwarepaketen in den Kommunen integrierte Fachverfahrenslandschaften entstehen, wird eine kommunale (Fort-)Bildungsoffensive benötigt. Denn selbst bei der Einführung benutzbarer OZG-Lösungen stehen die Kommunen noch vor allen Herausforderungen, die bei der Einführung von Standardsoftware zur Unterstützung von Geschäftsprozessen arbeitsteiliger Organisationen gemeistert werden müssen. Das stellt selbst innovative Industrieunternehmen vor große Herausforderungen und dafür sind derzeit nur die wenigstens Kommunen gerüstet. Denn leider haben wir es gerade in den Kommunen vielerorts mit einem hohen Durchschnittsalter und geringer IT-Affinität bei den Mitarbeitern zu tun. Darin steckt allerdings auch eine Chance: Die Kommunen können Verwaltungsmitarbeiter mit jahrzehntelanger Erfahrung aus ihrer Fachdomäne in die OZG-Umsetzung einbringen!
Dazu wird eine weitere nichtstaatliche Organisation benötigt, welche einen zweiten Teil des OZG-Konjunkturpakets als Risikokapital für die OZG-Fortbildungsoffensive unbürokratisch und großzügig bereitstellt.
Die Zielsetzung ist Ertüchtigung und vor allem Ermutigung (!) der Mitarbeiter im Handwerk der Digitalisierung. Denn für Verwaltungsmitarbeiter ohne nennenswerte IT-Projekterfahrung ist die OZG-Umsetzung vor allem eine kulturelle Herausforderung. Dabei geht es um ganz elementare Erfahrungen wie beispielsweise Angst. Denn Unwissenheit führt zu Angst, erst recht, wenn es um den eigenen Arbeitsplatz geht. Was bedeutet diese Digitalisierung für mein künftiges berufliches Umfeld? Überwiegen für mich die Chancen oder Risiken? Was bedeutet es, mit Mitte 50 zum ersten Mal Product Owner zu sein, wenn es dabei um einen EfA-Dienst geht? Es braucht also zunächst einmal ein Aufklärungsprogramm, damit den Mitarbeitern in den Kommunen die Angst vor dem digitalen Wandel genommen wird.
Noch viel dringender aber wird ein inhaltliches Fortbildungsprogramm benötigt. Gesucht werden innovative und im Kontext der kommunalen Verwaltung funktionierende Ansätze, wie den Mitarbeitern ein elementares Prozess- und Digitalisierungsverständnis dezentral, spielerisch und vor allem altersgruppengerecht vermittelt werden kann. Dazu die Grundlagen des Projekt- und Veränderungsmanagements und Crashkurse in agilen Arbeitsmethoden. Außerdem werden Wege benötigt, über die den Mitarbeitern die zur Fortbildung nötigen Zeitkontingente zur Verfügung gestellt werden, ohne dass dabei ihre Schreibtische unter der Last der liegengebliebenen Vorgänge zusammenbrechen – siehe oben kommunale Realität.
Durch den Inkubator für die OZG-Fortbildungsoffensive werden vor allem regionale Neugründungen in den Bereichen Fort- und Weiterbildung, Online-Training, Zeitmanagement sowie Soziale Netzwerke für regionale Lerngruppen oder für überregionale Expertengruppen der jeweiligen Fachdomänen ermöglicht. Auch hier sollen sich bereits etablierte Unternehmen bewerben und genau wie beim Inkubator für OZG-Standardsoftware ist es erwünscht, an vorhandene Strukturen anzuknüpfen, die sich in ähnlichen Kontexten bereits bewährt haben. Die Selbstverpflichtung der Trainings- und Lösungsanbieter zur Ausrichtung ihrer Formate und Inhalte an den bereits vorhanden Standards des IT-Planungsrats ist auch hier Grundvoraussetzung für die Bewilligung des Risikokapitals.
Teilerfolg 2: Die Kommunen werden ermutigt und befähigt, sich den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen. Für die von der digitalen Transformation längst abgehängten Mitarbeiter in der kommunalen Verwaltung bietet sich zehn Jahre vor ihrer Pensionierung noch eine zweite Chance. Der Technologie- und Bildungsstandort Deutschland profitiert.